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Bauboom befeuert die Abfalllawine: Abriss statt Neubau verschärft Müllproblem


Deutschland im Bauboom – neue Wohnungen, moderne Bürogebäude, schicke Einfamilienhäuser. Doch der Bauboom hat eine Kehrseite: riesige Müllberge. Abriss statt Neubau befeuert die Abfalllawine und verschärft das ohnehin schon prekäre Müllproblem in Deutschland.

Abrissflut hinterlässt Müllberge

Jährlich fallen in Deutschland Millionen Tonnen Bauschutt an. Allein im Jahr 2021 wurden laut Umweltbundesamt (UBA) rund 224 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle generiert. Ein beträchtlicher Teil davon stammt vom Abriss alter Gebäude, um Platz für Neubauten zu schaffen.

Der Abriss statt Neubau hat mehrere negative Auswirkungen auf die Abfallwirtschaft:

  • Erhöhte Abfallmengen: Abrissmaterial landet direkt auf den Müllhalden, während bei einer Sanierung oder Modernisierung alte Bausubstanz erhalten bleibt und weniger Abfall anfällt.
  • Verlust von Ressourcen: Abrissmaterial enthält wertvolle Ressourcen wie Ziegel, Stahl und Beton, die bei einer Sanierung wiederverwertet werden könnten.
  • Umweltbelastung: Der Transport und die Verarbeitung von Bauschutt verbrauchen Energie und verursachen Treibhausgase.


Sanierung statt Abriss: Die nachhaltige Alternative

Anstatt alte Gebäude abzureißen, sollten sie wann immer möglich saniert und modernisiert werden. Dies spart Ressourcen, reduziert die Abfallmenge und schont die Umwelt. Moderne Sanierungsmethoden ermöglichen es, alte Gebäude energetisch effizient und komfortabel zu gestalten, ohne dabei die wertvolle Bausubstanz zu vernichten.


Vorteile der Sanierung:

  • Ressourcenschonung: Bei der Sanierung wird vorhandene Bausubstanz erhalten und wiederverwertet, was den Abfallaufkommen deutlich reduziert.
  • Energieeffizienz: Moderne Sanierungen verbessern die Energiebilanz von Gebäuden und tragen so zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei.
  • Wertsteigerung: Sanierte Gebäude sind attraktiver und haben einen höheren Wert am Immobilienmarkt.
  • Erhalt von Baukultur: Sanierung bewahrt den Charakter historischer Gebäude und trägt zur Erhaltung des kulturellen Erbes bei.


Beispiele für nachhaltige Sanierung:

  • Energetische Sanierung: Dämmung von Wänden, Dächern und Fenstern, Einbau effizienter Heizsysteme und Nutzung erneuerbarer Energien.
  • Modernisierung der Haustechnik: Austausch von veralteten Sanitäranlagen und Elektroinstallationen.
  • Barrierefreie Gestaltung: Schaffung von barrierefreien Zugängen und Wohnungen.
  • Erhaltung von Fassaden und Gestaltungselementen: Sanierung und Wiederherstellung historischer Details.


Förderung nachhaltiger Bauweisen

Die Politik ist gefordert, nachhaltige Bauweisen zu fördern und Anreize für die Sanierung statt Abriss zu schaffen. Dazu gehört die Verschärfung der Energieeinsparverordnung (EnEV), die Förderung energieeffizienter Sanierungen und die Einführung eines ressourcenschonenden Baugesetzes.


Beispiele für politische Maßnahmen:

  • Stärkung der Energieeinsparverordnung (EnEV): Verschärfung der Anforderungen an die energetische Effizienz von Gebäuden, um den Sanierungsbedarf zu erhöhen.
  • Förderung energieeffizienter Sanierungen: Bereitstellung von Fördermitteln und Steuererleichterungen für Sanierungsmaßnahmen.
  • Einführung eines ressourcenschonenden Baugesetzes: Verankerung von Grundsätzen der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung im Baugesetzbuch.
  • Forschung und Entwicklung im Bereich nachhaltiger Bauweisen: Förderung innovativer Technologien und Materialien für den Bau und die Sanierung von Gebäuden.


Verantwortung der Bauwirtschaft

Auch die Bauwirtschaft trägt Verantwortung für eine nachhaltige Abfallwirtschaft. Bauunternehmen sollten Abrissmaßnahmen kritisch hinterfragen und wann immer möglich auf Sanierung und Modernisierung setzen. Darüber hinaus sollten sie innovative Verfahren zur Wiederverwertung von Bauschutt einsetzen und so den Ressourcenkreislauf schließen.


Beispiele für nachhaltiges Handeln in der Bauwirtschaft:

  • Entwicklung von Sanierungskonzepten: Bauunternehmen sollten Sanierungsmöglichkeiten für Bestandsgebäude aufzeigen und entsprechende Konzepte entwickeln.
  • Einsatz nachhaltiger Baustoffe: Verwendung von recycelten Baustoffen und ressourcenschonenden Materialien.
  • Förderung der Kreislaufwirtschaft: Etablierung von Systemen zur Wiederverwertung und Wiedergewinnung von Bauschutt.
  • Zusammenarbeit mit Architekten und Stadtplanern: Entwicklung nachhaltiger Quartierskonzepte, die Abriss und Neubau minimieren.


Die Rolle der Bürger und Verbraucher

Neben Politik und Bauwirtschaft spielt auch die aktive Beteiligung der Bürger und Verbraucher eine wichtige Rolle bei der Reduzierung des Abfallaufkommens im Bauwesen.


Möglichkeiten für Bürger und Verbraucher:

  • Informieren und sensibilisieren: Sich über die negativen Auswirkungen von Abriss und die Vorteile von Sanierung informieren und das Bewusstsein für nachhaltiges Bauen schärfen.
  • Nachhaltige Entscheidungen treffen: Bei der Suche nach einer neuen Wohnung oder einem neuen Haus auf energieeffiziente und sanierte Gebäude achten.
  • Wiederverwendung und Recycling: Baustoffe und Einrichtungsgegenstände aus alten Gebäuden wiederverwenden oder recyceln.
  • Unterstützung nachhaltiger Unternehmen: Bauunternehmen und Architekten unterstützen, die sich für Sanierung und nachhaltige Bauweisen einsetzen.


Zusammenarbeit und Engagement

Durch die Zusammenarbeit von Politik, Bauwirtschaft, Bürgern und Verbrauchern kann ein Umdenken im Umgang mit Ressourcen im Bauwesen und der Abfallwirtschaft erreicht werden. Gemeinsam können wir die Mülllawine eindämmen, Ressourcen schonen und eine nachhaltige Zukunft des Bauens gestalten.


Fazit:

Der Abrisswahn in Deutschland muss gestoppt werden. Nur durch eine nachhaltige Baupolitik, verantwortungsvolles Handeln der Bauwirtschaft und ein Umdenken in der Gesellschaft können wir die Mülllawine eindämmen und Ressourcen schonen. Sanierung und Modernisierung statt Abriss sind der Schlüssel zu einer nachhaltigen Zukunft des Bauens und der Abfallwirtschaft.