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Sondermüll – wenn Abfälle gefährlich sind


Die Entsorgung von Ölabfällen, Akkumulatoren und anderen gefährlichen Stoffen ist ein weites Feld und stellt die Verantwortlichen vor so manche Herausforderung. 

Was Abfall- und Umweltschutzbeauftragte wissen müssen, wenn es um gefährliche Stoffe geht, verrät die deutsche Abfallverzeichnisverordnung (AVV). Hier finden sich 824 Abfallarten, von denen rund 50 Prozent als „gefährlich“ eingestuft sind. Jede Sorte wird mit einem sechsstelligen Abfallschlüssel und einer Bezeichnung deklariert. Die Markierung mit einem Stern * weist zudem auf gefährlichen Müll hin.

Wann sind Abfälle gefährlich?

Das deutsche Abfallrecht kennt genau Kriterien, anhand derer Sonderabfälle als gefährlich eingestuft werden. Das ist dann der Fall, wenn sie brandfördernd bzw. (leicht) entzündbar oder explosiv sind. Auch gesundheitsschädliche, reizende oder ätzende, giftige, krebserzeugende, fortpflanzungsgefährdende, mutagene und infektiöse Eigenschaften machen Stoffe zu gefährlichen Sonderabfällen. Das gilt zudem dann, wenn sich beim Kontakt der Abfälle mit Luft, Wasser oder Säure ein giftiges Gas bildet. Generell gelten alle Abfallarten, die sensibilisierend oder ökotoxisch sind als gefährlich. Das trifft auch dann zu, wenn durch die Beseitigung eines Abfalls ein anderer Stoff entstehen könnte. 

Die häufigsten gefährliche Abfälle

Was sind nun die Gefahrenstoffe, die in Deutschland besonders häufig oder in großen Mengen anfallen? Einen erklecklichen Anteil daran haben Lackier- und Farbabfälle. Sie können gefährliche Substanzen wie etwa Lösungsmittel enthalten und müssen daher besonders sorgsam behandelt werden. Das gilt auch für alle Utensilien, die damit in Berührung kommen wie etwa Pinsel oder Folien. 
Weitere gefährliche Stoffe, die ins Gewicht fallen, sind Laugen und Seifen. Diese wässrigen Abfälle stammen oft aus Reinigungs- und Spülprozessen, aus Destillationsrückständen und Schlämmen der Abwasserbehandlung im Betrieb oder aus Öl- und Benzinabscheidern. 
Zu den besonders umweltgefährdenden Abfällen zählen Ölabfälle wie Schmieröle oder Maschinen- und Getriebeöle. Sie müssen laut Altölverordnung zwingend getrennt gesammelt werden. In diese Kategorie fallen zudem ölverschmutzte Betriebsmittel, Schutzkleidung oder Kanister. Auch Druckfarben, wie sie bei der Herstellung von Printprodukten benötigt werden, sowie Tonerabfälle fallen ins Gewicht, wenn es um gefährliche Abfälle geht. 
 

Elektroschrott ist nach wie vor eine Herausforderung

Eine besondere Herausforderung ist nach wie vor alles, was unter Elektroschrott fällt. Das sind Elektro- und Elektronikaltgeräte, die PCB, Fluorchlorkohlenwasserstoffe, freien Asbest und andere Gefahrenstoffe enthalten. Stetig steigende Mengen kommen von Batterien und Akkumulatoren mit Lithium-Ionen-Akkus und mit ihnen erhöht sich auch die Gefahr des Austritts von toxischen oder ätzenden Gasen etwa bei einem brennenden E-Auto oder E-Bike. Spraydosen gelten ebenfalls als Gefahrenpotenzial, zwar nicht vorrangig wegen ihrer Inhaltsstoffe wie etwa Lacke, sondern wegen der darin enthaltenen Flüssigkeiten oder Gase. 
Als letzter, wenn auch nicht unbedeutender „Lieferant“ von gefährlichen Stoffen soll noch medizinischer Müll genannt werden. Darunter fallen etwa infektiöse Abfälle aus Arztpraxen, Krankenhäusern und Pflegediensten, bestimmte Arzneimittel und Amalgamabfälle aus der Zahnmedizin. 

EU-weiter Rückgang bei belasteten Abfällen

Blickt man auf die Entsorgungssituation in der EU, zeigt sich, dass die Zahl der derartig belasteten Abfälle zurückgeht. Laut Eurostat gab es im letzten Jahrzehnt noch deutliche Steigerungen mit einem Spitzenwert von rund 102 Millionen Tonnen im Jahr 2018. Seit diesem Zeitpunkt verringert sich die Zahl der Sonderabfälle hingegen auf einen Wert von rund 95 Millionen Tonnen im Jahr 2020. Besonders große Erfolge gab es etwa in Irland, das seine Sonderabfälle von zehn auf 4,5 Prozent reduzieren konnte. Noch erfolgreicher war Estland, das diesen Wert von 47 auf zehn Prozent verringerte. 

Wiedergewinnung auf dem Vormarsch

EU-weit können mittlerweile viele dieser Sonderabfälle recycelt werden. Von den rund 95 Millionen Tonnen wurden laut Eurostat etwa 74 Millionen behandelt. Dabei waren vor allem vier EU-Mitgliedsstaaten federführend: Spitzenreiter ist Deutschland mit rund 21 Millionen Tonnen, gefolgt von Bulgarien mit ca. 14 Millionen Tonnen, Frankreich mit rund 21 Millionen Tonnen und Schweden mit sieben Millionen Tonnen. Insgesamt konnten in der EU im Jahr 2020 knapp 47 Prozent der Sonderabfälle wiedergewonnen werden: vor allem durch Wiederauffüllung und in geringerem Ausmaß durch Energiewiedergewinnung. Die restlichen Abfallmengen kamen entweder in die Verbrennung oder wurden deponiert bzw. anderweitig entsorgt. 

Das Abfallwissen in der Bevölkerung steigt

Auch wenn so mancher Blick in die Abfalltonnen das Gegenteil vermuten lässt, so ist laut Experten das Bewusstsein der Bevölkerung um das Wissen von gefährlichen Stoffen dennoch gestiegen. Der Endkonsument ist heute sensibler bei Gefahrenstoffen als noch vor wenigen Jahren. Dennoch gibt es nach wie vor Problembereiche. Das sind zum einen Einwegspritzen, die etwa bei häuslicher Pflege oft im Hausmüll landen und dort aufgrund ihrer Verletzungsgefahr nichts verloren haben. 
Ein weiteres Problemfeld sind Akkus und Lithiumbatterien, die bei falscher Entsorgung in den Müllverwertungsanlagen zu Bränden führen können. Leider ist das immer häufiger der Fall und es kommt durch diese gefährlichen Abfälle zu ernsten Zwischenfällen, bei denen Menschen Schaden nehmen und hohe Sachschäden entstehen.