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Spannende neue Trends beim Recycling von Bauschutt

Der Preisschub am Baumarkt macht das Recycling von Beton lukrativ. Immer mehr neue Projekte hauchen altem Beton neues Leben ein. 

Der nicht abflauende Bauboom in Deutschland macht sich in wachsenden Abfallbergen bemerkbar. 220 Millionen Tonnen an Bau- und Abbruchabfällen machen mittlerweile mehr als 50 Prozent aller Abfälle aus, die bundesweit anfallen, und der Trend weist weiter nach oben. Neben Bauunternehmen bereitet das auch privaten Bauherren zunehmend Kopfzerbrechen. Die Abbruchkosten sind in den vergangenen Jahren jährlich um zehn bis 15 Prozent gestiegen und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar. Um steigenden Entsorgungskosten zu entgehen, ladet Bauschutt immer öfter illegal im Restmüll oder wird in der freien Natur rechtswidrig entsorgt.

Auch die Deponien geraten bei ihren Aufnahmekapazitäten immer mehr ans Limit und so mancher Betreiber konzentriert sich auf bestimmte Qualitäten. Wie eng es bei der Entsorgung bereits ist, zeigten etwa eindrucksvoll die Entsorgungsprobleme bei den Aufräumarbeiten nach den schweren Hochwassern von 2021.

Unterschätztes Recyclingpotenzial

Dabei schlummert in Baustoffen ein beachtliches Recyclingpotenzial, das häufig gar nicht erkannt oder unterschätzt wird. Doch einige spezialisierte Unternehmen haben mit der Wiederverwertung von Baustoffen bereits gute Erfahrungen und auch gute Geschäfte gemacht.

Baustoffreste sind viel zu schade, um sie auf Deponien zu lagern, findet etwa die österreichische Hasenöhrl GmbH und entschloss sich daher vor einigen Jahren, aus Bauschutt Recycling-Beton zu produzieren. Mittlerweile wurde das Verfahren für die Erzeugung von Recycling-Beton, das die Firma gemeinsam mit der Uni Bratislava und dem Zementhersteller Ladce entwickelt hat, patentiert und erfolgreich eingesetzt.

Mit seiner TriTech-Betontechnologie schafft das Unternehmen nach eigenen Angaben eine Wiederverwertung von 95 Prozent des Bauschutts für die Betonerzeugung. In seiner Anlage in Niederösterreich verwertet Hasenöhrl pro Jahr rund 250.000 Tonnen Bauschutt. Alt-Beton, Mauerwerksabbruch, gebrannte Ziegel und anderer Elemente werden hier zerkleinert, anschließend gemahlen, gesiebt und schlussendlich gesichtet. Das Rezyklat, das dabei herauskommt, wird nach der Vermengung mit Naturgesteinskörnung zu Recycling-Betonen verarbeitet. Das spart Sand, Schotter und andere wertvolle Primärrohstoffe ein, die bei der Produktion von Frischbeton abgebaut werden müssen. Seine Energie bezieht der Betonrecycler aus einer 50.000 Quadratmeter großen Photovoltaik-Anlage. Den Bedarf an Frischwasser verringern hauseigene Regenwassertanks.

Wertvolle Ressourcen vor der Deponie retten

Wie wichtig derartige Initiativen sind, zeigt ein Blick auf die deutsche Baubranche. Sie zählt hierzulande zu den Wirtschaftsbereichen, die am ressourcenintensivsten sind. Auf rund 100 Milliarden Tonnen wird der deutschlandweite Bestand an Bauwerken geschätzt. Das ist ein enormes Rohstofflager, das nur darauf wartet, gezielt wiederverwertet zu werden.

Auf der anderen Seite steht ein immer knapperes Angebot an diesen wertvollen Rohstoffen. Der Bauboom sorgt weltweit für eine Verknappung. Der Bau neuer Einkaufszentren, Industriehallen und touristischer Einrichtungen verschlingt große Mengen an Beton, der zum großen Teil aus Kies und Sand besteht. Dabei ist nicht jeder Sand in gleichem Ausmaß geeignet. So musste etwa Dubai für Großprojekte Sand aus Australien importieren, da der eigene Wüstensand dafür nicht verwendbar war. Selbst in Deutschland wird es laut einem Bericht der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe langsam eng, wenn es um regionale Kies- und Sandvorkommen geht. Das hat nichts damit zu tun, dass Deutschland Sand und Kies generell ausgehen. Aus geologischer Sicht würden die Vorkommen noch mindestens tausend Jahre reichen. Dass beide Stoffe dennoch knapp werden, liegt in erster Linie daran, dass für die Gewinnung kaum mehr neue Genehmigungen erteilt werden, obwohl der Verbrauch steigt.

Bayernkaserne München: aus alt wird neu

Umso zukunftsweisender sind Initiativen, wie jene, die bereits im Jahr 2019 beim Abriss der Münchner Bayernkaserne realisiert werden konnten. Der dabei anfallende Bauschutt wurde direkt vor Ort aufbereitet, um anschließend beim Neubau wieder eingesetzt zu werden. Ein machbares, aber auch aufwendiges <LINK 36 - "internal-link" "Opens internal link in current window">Recyclingverfahren</link>. Um sicherzustellen, dass das Altmaterial eine ausreichend hohe Betonqualität ermöglicht, waren laufend Analysen, Kontrollen und das Ziehen von Proben aus dem Frischbeton nötigt.

Die neue Mantelverordnung für Ersatzbaustoffe

Die Mantelverordnung für Ersatzbaustoffe und Bodenschutz soll hier die nötige Rechtssicherheit bringen mit deutschlandweit gültigen Regeln für das Herstellen und Einbauen von recycelten Baustoffen. Die entsprechende Mantelverordnung wird 2023 in Kraft treten.

Damit soll der Markt für recyceltes Baumaterial endlich in Schwung kommen. Bislang war die Nachfrage oft bescheiden. Dies deshalb, weil verbindliche Qualitätsstandards für das Herstellen und Verwerten von mineralischen Ersatzbaustoffen nicht vorhanden oder lückenhaft waren. Mit der neuen Verordnung gibt es nun erstmals bundesweit einheitliche Standards. Das soll Bauherrn die Sorge nehmen, beim Einsatz von Bodenaushub und recycelten Stoffen in einer rechtlichen Grauzone zu agieren. Die Rechtssicherheit, so die Hoffnung der Gesetzgeber, soll dazu beitragen, Kies, Sand und andere wertvolle Primärbaustoffe zu schonen.

Kritische Stimmen sehen Schwachstellen

Manche Experten und direkt Betroffene sehen die neue Verordnung jedoch kritisch. Sie orten so manche Schwachstelle wie etwa zu hohe Auflagen für die effektive Platzierung mineralischer Ersatzbaustoffe auf den Märkten. Zudem werden die Grenzwerte für die Wiederverwertung qualitätsgesicherter Mineralik als zu streng angesehen. Vielfach wird dem Gesetzgeber der mangelnde Einblick in die tatsächlichen Abläufe auf Baustellen vorgeworfen. Branchenvertreter ärgern sich vor allem über fehlende bundesweite Standards, wann aufbereitete und qualitätsgeprüfte mineralische Rückbaustoffe den Status eines Produkts erlangen. Erst mit diesem Produktstatus werden die Materialien für Bauherren tatsächlich attraktiv.

Gefährliche Bauabfälle als Herausforderung

Ein zweiter Problemkreis ist die zunehmende Herausforderung, die mit gefährlichen Bauabfällen einhergehen. PCB-haltige Dichtmassen, Teer, Asbest und andere Problemstoffe wurden noch in den 80er Jahren verbaut. Da diese Altbauten jetzt zunehmend saniert werden, nehmen diese Sonderabfälle rasant zu. Der Ausbau erfordert strikte Schutzvorkehrungen; so gilt etwa für Asbest die Gefahrstoff-Regel. Anschließend erfolgt meist die thermische Beseitigung. Doch dafür gerüstete Verbrennungsanlagen sind rar und ihre Kapazitäten beschränkt. So wissen immer mehr Baubetriebe, die kleine Mengen dieser Gefahrstoffe von ihren Baustellen mitbringen, nicht, wie sie diesen Sondermüll entsorgen sollen. Zwischenlager, die von Entsorgungsunternehmen organisiert wurden, konnten die Situation zwar entschärfen, aber nicht wirklich langfristig lösen. Daher fordern Experten dringend neue thermische Entsorgungsanlagen bzw. den Ausbau bestehender Anlagen.

Fazit:

Das intelligente Recycling von Bauschutt weist noch so manche Kinderkrankheit auf, ist langfristig gesehen aber sicher ein Trend, der gekommen ist, um zu bleiben. Gerade die verstärkten Bauaktivitäten in Kombination mit einem Mangel an Baumaterialien werden die Entwicklung positiv beeinflussen. Auch die Gesetzgebung hat die Notwendigkeit erkannt, die effiziente Nutzung dieser Ressourcen rechtlich auf eine sichere Basis zu stellen. Qualitative Grenzen gibt es dafür nicht, denn effektiv aufbereitete Sekundärmaterialien können mit den primären Rohstoffen durchaus konkurrieren – nicht nur in technischer Hinsicht, sondern gerade auch in Sachen Umweltfreundlichkenexrt it.